Verhalten des Ringelastrild

Der Ringelastrild ist ein sehr sympatischer Vogel mit einem überaus komplexen Sozialverhalten. Meine Vögel sind launisch, agressiv, engagiert, begeistert und niemals nachtragend.

Als ich die Voliere startete, war ein einzelner Ringelastrild mein erster Vogel. Er stieß herzergreifende Kontaktrufe aus, so dass ich ihn in den ersten Tagen ständig betreute und nebenbei hektisch nach einem zweiten Vogel telefonierte. In Ermangelung eines Ringels bin ich zu Karstadt in die Zooabteilung und habe einen Dybowskis Tropfenastrild gekauft. Diese Art ist ja eher unsozial, aber sie sieht gut aus und singt sehr schön. Wie auch immer, der Ringel umkreiste den Dybowski in den folgenden Tagen, wurde zuerst noch verjagt, aber blieb stur und näherte sich immer etwas weiter. Dieser Dybowski hatte arge Probleme, sich einzugewöhnen, was seine ablehnende Haltung gegen den Ringel wohl verstärkte. Irgendwann war der Bann dann gebrochen, die beiden sind bis heute die besten Freunde, und während die Dybowskis sich nicht gegenseitig im Gefieder picken, so tut der Dybowski dies manchmal bei einem Ringel. Somit wurde hier jemand erfolgreich integriert.

Wer Zebrafinken kennt, den erinnert das Verhalten der Ringels etwas an diese, es ist aber nicht so grob sondern feiner. Bei einem Ringelastrilden ist Agression immer Ausdruck eines Willens. Ich brüte, also bleib von meinem Nest weg. Das der andere nachts mit darin schlafen darf, ist damit nicht ausgeschlossen. Die Agression endet sofort, wenn der Angreifer seinen Mut gekühlt hat. Der Verfolgte geht an den Futternapf, als wäre nichts gewesen, der Verfolger kehrt in sein Nest zurück. Bei diesen Agressionen ist so eine Art Rangfolge erkennbar, neue Vögel müssen sich zunächst unterordnen, wer nicht ruhig ist, wenn das Licht herunterschaltet, der wird schon mal deutlich zurechtgewiesen. Wer brütet, hat Sonderrechte.

Das oft beschriebene Verhalten, dass Ringels andere Volierenbewohner agressiv verfolgen und sie sogar vom Futter vertreiben, habe ich in abgemilderter Form auch beobachtet. Da kam ein Pärchen, die sich auf der Reise so gut kennengelernt hatte, dass sie nach dem Einsetzen gleich mit dem Nestbau anfingen. Die Sache mit dem Futter habe ich so geregelt, dass ich überall Schalen aufgestellt habe. Die Dybowskis haben die neuen etwas gemäßigt, die lassen sich Agressionen grundsätzlich nicht gefallen. Und dann ist die Voliere groß genug zum Ausweichen. Mein Teil war, dass ich von allem Überangebote zur Verfügung stellte, so dass die Vögel sahen, dass keine Not herrscht. Die beiden haben sich nach wenigen Tagen schon wieder beruhigt. Bei den Malabarfasänchen war das Verhalten zu Beginn ähnlich, dass heißt, dieses Verhalten betrifft nicht nur Ringels.

Die Flugkünste der Ringels sind erstaunlich. Ich habe einen beobachtet, wie er drei mal im Looping die Stange umkreist hat. Ringelastrilde im freien Flug mit dem Netz zu fangen, ist ein fast aussichtsloses Unterfangen, sie schlagen in der Luft einen Haken.

Die Lieblingsbeschäftigung meiner Vögel ist es, mir beim Internet-Surfen zuzusehen. Die Bande wird dann immer stiller, setzt sich in einer Reihe auf die Stange, putzt sich, krault sich, aber quittiert jeden Wechsel des Bildschirms mit einem genauen Hinkucken. Zum ersten Mal ist mir dieses Verhalten bei einem Videoabend aufgefallen. Nachdem das Licht gedimmt wurde, haben sich die Vögel nicht etwa ins Nest begeben, sondern setzten sich so, dass sie den Fernseher gut sehen konnten. Bevor es richtig dunkel wurde, gab es noch etwas Gerangel um die besten Plätze. Beim Video war der Spass beim nächsten Mal schon vorüber, beim Internet sind sie noch nicht gesättigt. Ich vermute, es liegt ein bisschen daran, dass, wenn ich am Schreibtisch arbeite, ich oft aufstehe, was sie ein wenig stört beim Fressen auf dem Boden. Vielleicht machen sie einfach aus der Not eine Tugend. Nach einiger Zeit der Ruhe sind sie auch immer wieder gruppenweise auf dem Boden.



Home