Keimfutter

Keimfutter wird bei der Zucht von Vögeln als Nahrung für Jungvögel eingesetzt. Es ersetzt die in der Natur vorkommenden halbreifen Samen und signalisiert bei vielen Vögeln den Beginn der Brutphase. Die Konsistenz ist sehr weich, dadurch ist es für die Jungen leicht verdaubar. Durch das ankeimen entfalten die Samen wertvolle Nährstoffe.



Herstellung von Keimfutter

1. Auswahl geeigneter Samen Die Samen sollen von den Vögeln auch ungekeimt gefressen werden. Sie müssen keimfähig und unbehandelt von Zusätzen sein. Dies trifft normalerweise auf lose verkaufte oder portionierte Mischungen in Fachgeschäften zu. Reformhaus und Samenhandlung sind oftmals teurer, hier bekommt man jedoch auf Nachfrage immer keimfähige Qualität.


2. Ansatz der Samen und Keimdauer Ich schütte einfach einen halben Becher Samen in eine Tasse warmes Wasser und lasse es über Nacht bei Zimmertemperatur stehen. Der ideale Zeitpunkt zur Verfütterung ist gekommen, wenn die Samen gerade aufbrechen. Dies ist bei Hirse und Zimmertemperatur nach einem Tag der Fall. Bei anderen Samen und anderen Temperaturen bleibt nichts als die Beobachtung, die nicht sehr schwer ist. Zunächst quellen die Samen auf. Dann bricht die Spitze auf und etwas später zeigt sich hier der Keim. Wenn ein grüner Keim erscheint, sinkt die Qualität rapide, da der Samen die Nährstoffe dann in Grün umsetzt. Es brechen auch nicht alle Samen gleichzeitig auf. Da die Samen ja noch in der Schale liegen, bevor sie restlos vertilgt werden, ist ein Zeitpunkt optimal, wo ein Drittel bis die Hälfte der Samen aufgebrochen sind.


3. Zubereitung Die gekeimten Samen sollen bei der Verfütterung möglichst trocken und frei von Schimmel sein. Wenn sich bereits eine sichtbare Schimmelschicht auf den Samen gebildet hat, so war entweder die Qualität oder die Hygiene nicht ausreichend. Diese Samen sind verdorben. Beim quellen entsteht eine bräunliche, quellende Flüssigkeit, diese muss mit warmen Wasser ausgespült werden. Dazu werden die Samen in ein sauberes Plastiksieb umgefüllt und unter fließendem warmen Wasser ausgespült. Anschließend wird das Sieb für 10 Minuten auf einen Topfschwamm aus Plastik gestellt. Diese Schwämme erzeugen eine große Kapillarkraft und saugen das Wasser effektiv aus dem Sieb. Sie leiten es übrigens nur durch, also auf eine Unterlage achten oder das ganze gleich in einem Waschbecken machen. Aus dem Sieb gibt man die Samen auf ein ausgebreitetes Geschirrtuch und kann sie dort noch ein wenig bewegen, jedoch ohne dabei Druck auszuüben, zB indem man sie mit einem Teelöffel herum schiebt. Dabei kann man sie auch gleich mit Eifutter oder einer Insektenmischung mischen, wodurch die Flüssigkeit einerseits abgesaugt und andererseits das Eifutter optimal angefeuchtet wird. So wird auch das verderben hinausgezögert, das Keimfutter ist dann etwa 24 Stunden geniessbar. Anschliessend kann man es noch auf den Boden schütten, wenn dieser saugfähig zB durch Zeitung ist. Viele Vögel nehmen ihr Futter gern vom Boden auf und wenn das Keimfutter dort trocken liegt ist es keine Gefahr für die Jungvögel.


4. Hygiene Junge Vögel sind extrem empfindlich gegenüber verdorbenem Futter. Wenn das Keimfutter sauer riecht oder Schimmel bildet, dann ist es für die Jungvögel lebensgefährlich. So sollte alles heiß und möglichst in der Spül- oder Waschmaschine gewaschen werden. Es sollte grundsätzlich warmes Wasser genommen werden, auch zum ausspülen des Siebes und der Gefäße. Der Futternapf ist restlos zu entleeren und trocken auszuwischen, bevor er erneut gefüllt wird. Auch die Vögel selber sind keimfrei zu halten. Bevor man mit Keimfutter füttert, sollte ein auf Vögel spezialisierter Tierarzt den Kot auf Parasitenbefall untersuchen. Dieser kann verborgen sein und erst mit der Gabe von Keimfutter plötzlich zum Tode führen. Stangen und Nester sollten regelmäßig desinfiziert werden. Sehr stark stinkt eine kräftige Essiglösung, sie ist aber bei guter Lüftung wirksam und ungiftig. Es gibt auch ungiftige Mittel im Vogelfachhandel.



Wirkung von Keimfutter auf die Vögel

1. Fast alle Vögel brüten nur in Perioden mit für sie optimalem Futterangebot. Dies ist für Samenfresser die Reifephase der samentragenden Pflanzen. Halbreife Samen sind weich und für Jungvögel gut verdaubar. In Mitteleuropa ist diese Phase der Frühling, in anderen Breiten auch die Regenzeit. Die Gabe von Keimfutter wirkt auf gefangene Vögel als auslösendes Signal für den Beginn der Brutzeit. Die Vögel geraten in Brutstimmung, intensivieren die Partnersuche und tragen Rangkämpfe aus: Fast alle Vögel werden vorübergehend aggressiver. Deshalb sollte man Keimfutter nur als auslösendes Signal und zur Jungenaufzucht verwenden. Ansonsten bringt man nur Unruhe und Aggressivität in den Vogelbestand.


2. Keimfutter ist biologisch aktiv und deshalb immer eine Gefahr für das Verdauungssystem der Vögel. Die Vögel sollten von einem spezialisierten Tierarzt untersucht worden sein und es sollte eine Übergangsphase geben, wo nur wenig gereicht wird. Zur Stimulierung reichen auch geringe Mengen. Das Mischen mit trockenem Eifutter halte ich für sinnvoll. Während der Jungenaufzucht muss dann ein Überangebot herrschen und das Keimfutter muss jederzeit bester Qualität sein, also höchstens 24 Stunden liegen, bei Hitze und Schwüle weniger.


Rik Aulfes

(auf Grundlage eines eigenen Artikels für die Wikipedia)
Quellen: 25 Jahre eigene Erfahrung und umfangreiche Versuche mit Ringelastrilden. Dank an die Gefiederte Welt, die AZ Nachrichten, den Wikipedia Artikel Ringelastrild, Horst Bielfeld: Prachtfinken.