1. Auswahl geeigneter Samen Die Samen sollen von den Vögeln auch ungekeimt gefressen werden. Sie müssen keimfähig und unbehandelt von Zusätzen sein. Dies trifft normalerweise auf lose verkaufte oder portionierte Mischungen in Fachgeschäften zu. Reformhaus und Samenhandlung sind oftmals teurer, hier bekommt man jedoch auf Nachfrage immer keimfähige Qualität.
2. Ansatz der Samen und Keimdauer Ich schütte
einfach einen halben Becher Samen in eine Tasse warmes Wasser und
lasse es über Nacht bei Zimmertemperatur stehen. Der ideale
Zeitpunkt zur Verfütterung ist gekommen, wenn die Samen gerade
aufbrechen. Dies ist bei Hirse und Zimmertemperatur nach einem
Tag der Fall. Bei anderen Samen und anderen Temperaturen bleibt
nichts als die Beobachtung, die nicht sehr schwer ist. Zunächst
quellen die Samen auf. Dann bricht die Spitze auf und etwas später
zeigt sich hier der Keim. Wenn ein grüner Keim erscheint, sinkt
die Qualität rapide, da der Samen die Nährstoffe dann in
Grün umsetzt. Es brechen auch nicht alle Samen gleichzeitig
auf. Da die Samen ja noch in der Schale liegen, bevor sie restlos
vertilgt werden, ist ein Zeitpunkt optimal, wo ein Drittel bis die
Hälfte der Samen aufgebrochen sind.
3. Zubereitung Die gekeimten Samen sollen bei der
Verfütterung möglichst trocken und frei von Schimmel sein.
Wenn sich bereits eine sichtbare Schimmelschicht auf den Samen
gebildet hat, so war entweder die Qualität oder die Hygiene
nicht ausreichend. Diese Samen sind verdorben. Beim quellen entsteht
eine bräunliche, quellende Flüssigkeit, diese muss mit
warmen Wasser ausgespült werden. Dazu werden die Samen in ein
sauberes Plastiksieb umgefüllt und unter fließendem
warmen Wasser ausgespült. Anschließend wird das Sieb für
10 Minuten auf einen Topfschwamm aus Plastik gestellt. Diese
Schwämme erzeugen eine große Kapillarkraft und saugen das
Wasser effektiv aus dem Sieb. Sie leiten es übrigens nur durch,
also auf eine Unterlage achten oder das ganze gleich in einem
Waschbecken machen. Aus dem Sieb gibt man die Samen auf ein
ausgebreitetes Geschirrtuch und kann sie dort noch ein wenig
bewegen, jedoch ohne dabei Druck auszuüben, zB indem man sie
mit einem Teelöffel herum schiebt. Dabei kann man sie auch
gleich mit Eifutter oder einer Insektenmischung mischen, wodurch die
Flüssigkeit einerseits abgesaugt und andererseits das Eifutter
optimal angefeuchtet wird. So wird auch das verderben
hinausgezögert, das Keimfutter ist dann etwa 24 Stunden
geniessbar. Anschliessend kann man es noch auf den Boden schütten,
wenn dieser saugfähig zB durch Zeitung ist. Viele Vögel
nehmen ihr Futter gern vom Boden auf und wenn das Keimfutter dort
trocken liegt ist es keine Gefahr für die Jungvögel.
4. Hygiene Junge Vögel sind extrem empfindlich
gegenüber verdorbenem Futter. Wenn das Keimfutter sauer riecht
oder Schimmel bildet, dann ist es für die Jungvögel
lebensgefährlich. So sollte alles heiß und möglichst
in der Spül- oder Waschmaschine gewaschen werden. Es sollte
grundsätzlich warmes Wasser genommen werden, auch zum ausspülen
des Siebes und der Gefäße. Der Futternapf ist restlos zu
entleeren und trocken auszuwischen, bevor er erneut gefüllt
wird. Auch die Vögel selber sind keimfrei zu halten. Bevor man
mit Keimfutter füttert, sollte ein auf Vögel
spezialisierter Tierarzt den Kot auf Parasitenbefall untersuchen.
Dieser kann verborgen sein und erst mit der Gabe von Keimfutter
plötzlich zum Tode führen. Stangen und Nester sollten
regelmäßig desinfiziert werden. Sehr stark stinkt eine
kräftige Essiglösung, sie ist aber bei guter Lüftung
wirksam und ungiftig. Es gibt auch ungiftige Mittel im
Vogelfachhandel.
1. Fast alle Vögel brüten nur in Perioden mit für sie optimalem Futterangebot. Dies ist für Samenfresser die Reifephase der samentragenden Pflanzen. Halbreife Samen sind weich und für Jungvögel gut verdaubar. In Mitteleuropa ist diese Phase der Frühling, in anderen Breiten auch die Regenzeit. Die Gabe von Keimfutter wirkt auf gefangene Vögel als auslösendes Signal für den Beginn der Brutzeit. Die Vögel geraten in Brutstimmung, intensivieren die Partnersuche und tragen Rangkämpfe aus: Fast alle Vögel werden vorübergehend aggressiver. Deshalb sollte man Keimfutter nur als auslösendes Signal und zur Jungenaufzucht verwenden. Ansonsten bringt man nur Unruhe und Aggressivität in den Vogelbestand.
2. Keimfutter ist biologisch aktiv und deshalb immer eine
Gefahr für das Verdauungssystem der Vögel. Die Vögel
sollten von einem spezialisierten Tierarzt untersucht worden sein
und es sollte eine Übergangsphase geben, wo nur wenig gereicht
wird. Zur Stimulierung reichen auch geringe Mengen. Das Mischen mit
trockenem Eifutter halte ich für sinnvoll. Während der
Jungenaufzucht muss dann ein Überangebot herrschen und das
Keimfutter muss jederzeit bester Qualität sein, also höchstens
24 Stunden liegen, bei Hitze und Schwüle weniger.
Rik
Aulfes
(auf Grundlage eines eigenen Artikels für die Wikipedia)
Quellen: 25 Jahre eigene Erfahrung und umfangreiche Versuche mit
Ringelastrilden. Dank an die Gefiederte Welt, die AZ Nachrichten,
den Wikipedia Artikel Ringelastrild, Horst Bielfeld: Prachtfinken.