von Rik Aulfes AZ 44009 www.ringelastrild.de
Bild: Männlicher Ringelastrild guckt neugierig
Inhaltsverzeichnis
Kochrezept für die Zucht des Ringelastrild 1
Einführung 1
Allgemeines 2
Verhalten 2
Zur Zucht geeignete Vögel 3
Die notwendige Ernährung 3
Zusammensetzung von Partnern 4
Die Beschaffenheit der Brutvoliere 5
Die optimale Beleuchtung 5
Resümee 5
Ich halte Ringelastrilde schon seit vielen Jahren in meiner Wohnung, so das ich sie nicht nur oft beobachten kann, sondern auch in ihre sozialen Beziehungen eintauchen kann. Wenn ich mal lautstark fluche, beschweren sie sich besorgt und wenn ich morgens aufstehe, begrüßen sie mich manchmal im Chor. Ich bin eher Vogelliebhaber als Züchter und lege es nicht auf bestimmte Zuchtergebnisse an. Meine Vögel sollen gesund sein und mit einem freundlichen Charakter ausgestattet.
Wissenschaftlicher
Name : Stizoptera bichenovii
Unterarten :
S.b. bichenovii
(Weißer Bürzel)
S.b. annulosa (Schwarzer Bürzel,
auch Gitterflügelastrild genannt)
Deutsch :
Ringelastrild, Ringelamadine
Englisch : Double-barred
Finch
Französisch : Diamant de Bicheno
Niederländisch
: Bicheno-astrild. Ringastrild
Dänisch : Ringastrild
Spanisch
: Diamante bichenov de rabadilla blanca
Italienisch : Diamante di
Bichenov, Diamante bicheno
Der Ringelastrild ist ein sehr sympathischer Vogel mit einem überaus komplexen Sozialverhalten. Meine Vögel sind launisch, aggressiv, engagiert, begeistert und niemals nachtragend.
Als ich die Voliere startete, war ein einzelner Ringelastrild mein erster Vogel. Er stieß herzergreifende Kontaktrufe aus, so dass ich ihn in den ersten Tagen ständig betreute und nebenbei hektisch nach einem zweiten Vogel telefonierte. In Ermangelung eines Ringels bin ich zu Karstadt in die Zooabteilung und habe einen Dybowskis Tropfenastrild gekauft. Diese Art ist ja eher unsozial, aber sie sieht gut aus und singt sehr schön. Wie auch immer, der Ringel umkreiste den Dybowski in den folgenden Tagen, wurde zuerst noch verjagt, aber blieb stur und näherte sich immer etwas weiter. Dieser Dybowski hatte arge Probleme, sich einzugewöhnen, was seine ablehnende Haltung gegen den Ringel wohl verstärkte. Irgendwann war der Bann dann gebrochen, die beiden waren die besten Freunde, und während die Dybowskis sich nie gegenseitig im Gefieder picken, so tat der Dybowski dies manchmal bei einem Ringel. Somit wurde hier jemand erfolgreich integriert.
Wer Zebrafinken kennt, den erinnert das Verhalten der Ringels etwas an diese, es ist aber nicht so grob sondern feiner. Bei einem Ringelastrilden ist Aggression immer Ausdruck eines Willens. Ich brüte, also bleib von meinem Nest weg. Das der andere nachts mit darin schlafen darf, ist damit nicht ausgeschlossen. Die Aggression endet sofort, wenn der Angreifer seinen Mut gekühlt hat. Der Verfolgte geht an den Futternapf, als wäre nichts gewesen, der Verfolger kehrt in sein Nest zurück. Bei diesen Aggressionen ist so eine Art Rangfolge erkennbar, neue Vögel müssen sich zunächst unterordnen, wer nicht ruhig ist, wenn das Licht herunterschaltet, der wird schon mal deutlich zurechtgewiesen. Wer brütet, hat Sonderrechte.
Das oft beschriebene Verhalten, dass Ringels andere Volierenbewohner aggressiv verfolgen und sie sogar vom Futter vertreiben, habe ich in abgemilderter Form auch beobachtet. Die Sache mit dem Futter habe ich so geregelt, dass ich überall Schalen aufgestellt habe. Es handelt sich dann um ein vorübergehendes Phänomen.
Manchmal spiele ich den Vögeln etwas Musik vor. Dann setzen sie sich auf eine Stange und lauschen. Aggressiv darf die Musik aber nicht sein, und auch nicht zu laut. Wenn ich mich intensiv mit etwas beschäftige, schauen die Vögel interessiert zu. Bei Action Filmen werden sie unruhig.
Ringelastrilde sollten grundsätzlich nur mit Jahresring gekauft werden, da alles andere normalerweise alte Vögel sind. Je schwärzer die Hautschuppen an den Füßen, desto jünger. Vögel mit grauen Schuppen auf den Füßen taugen nicht mehr zur Zucht. Grundsätzlich sollten die Vögel mit mindestens einem Jahr und höchstens 5 Jahren zur Brut angesetzt werden, bei maximal drei Aufzuchten im Jahr. Zu junge männliche Ringelastrilde sind noch jugendliche Angeber, die nicht gern brüten, bei zu jungen Weibchen besteht das Risiko von Legenot.
Die Geschlechterunterscheidung ist ohne geübten Blick praktisch nicht möglich, deshalb sollte der Anfänger die Kosten für einen DNA Test nicht scheuen. Es gab einige Tipps zur Geschlechterunterscheidung in den AZ-Vogelinfo 10/2009, diese Merkmale sind sehr gut aber auch hier braucht es Übung.
Die
mir bekannten Merkmale sind :
- schmaleres Kehl- und Brustband
beim Weibchen
- Dunklere Färbung der Backen beim Weibchen
-
Weibchen haben eine verwaschene Zeichnung an den Flügelenden,
Männchen eine sehr scharfe
- Männchen sind größer
-
Das zwei zusammen ein Nest bauen, hat noch nichts zu sagen
-
Männchen sitzen meist aufrechter und gestreckter. Ihr Hals ist
dabei dicker.
Da die Vögel so lange brüten, wie Brutreize vorliegen, muss der Brutreiz beendet werden, indem man das Nest heraus nimmt, und nur noch Grit, Körner und Grünfutter gibt.
Offensichtlich kranke und schwache Vögel sind natürlich nicht zur Brut geeignet, da das Brutgeschäft die Vögel stark strapaziert.
Es gibt Tierärzte, die auf Vögel spezialisiert sind (Fachtierarzt für Geflügel, neuerdings sind Vögel auch Bestandteil der Kleintierausbildung, fragen sie besser nach). Ein solcher Tierarzt sollte eine Kotprobe der Vögel vor der Vergesellschaftung auf Pilze und Parasiten untersuchen, dann wird es keine plötzlichen Todesfälle geben. Wegen einer Behandlung isolierte Vögel müssen Sichtkontakt zu anderen Vögeln, möglichst Ringelastrilden, haben. Alles andere ist Tierquälerei, da Ringelastrilde sehr soziale Vögel sind. Optimalerweise stellt man einfach den genutzten Käfig in Sichtrichtung zu einer Voliere.
Meine Vögel bekommen täglich frisches Wasser, auch zum Duschen, und eine Standard Exoten Mischung in einem Ein-Liter Futterautomaten. Noch etwas Grit und Bio-Petersilie in einem Topf aus dem Supermarkt, und sie sind bei geringem Einsatz gut versorgt. Das Exotenfutter ist nicht aus dem Baumarkt, sondern besser von einem spezialisiertem Anbieter, der sich damit auskennt. Dann stimmen Preis und Qualität. Eine gute Futtermischung erkennt man daran, das sie sehr bunt ist und keine großen Samen enthält.
Dann kann man das Futter auch zum Keimen verwenden. Man spült ein Gefäß mit warmem Wasser aus und füllt es auch mit warmem Wasser. Dann lässt man die Körner über Nacht darin stehen. Am nächsten Tag werden sie in ein großes Sieb gespült und wieder mit warmem Wasser ausgespült. Das Sieb stellt man dann auf einen Plastikschwamm für den Haushalt. Nach einigen Minuten kann man die Körner auf einem Geschirrhandtuch ausbreiten und streut die Hälfte der Masse an Eifutter darüber. Noch etwas mit einem Löffel vermischen, bis sich eine lockere Mischung ergibt, und fertig ist das perfekte Aufzuchtfutter.
Tierisches Futter dürfen Ringelastrilde nicht in großer Menge bekommen. Man sollte daran denken, das Ringelastrilde Rasenbewohner sind und sich von Körnern ernähren. Einen gekochten Mehlwurm lassen sie nicht liegen, aber zu viel des guten versetzt sie in einen zu starken Bruttrieb. Dann kann es zu Aggressionen kommen oder sie brechen immer wieder die Brut oder Aufzucht ab und fangen neu an zu brüten.
Ein besonderer Leckerbissen ist frei in der Voliere hängende rote Kolbenhirse. Die meisten Vögel turnen daran, bis nicht ein Korn mehr übrig geblieben ist. Für die weniger sportlichen Vögel kann man eine Kolbenhirse über einen Ast legen. Gelbe Kolbenhirse geht natürlich auch, aber rote ist bei den Vögeln deutlich beliebter. Wenn die Kolbenhirse frisch geerntet ist, zeigen die Vögel regelrechtes Suchtverhalten.
In großen Gruppen lernen die Vögel soziales Verhalten, deshalb sollte man sie zur Jugendzeit mit Artgenossen in einem Schwarm halten. Dies passiert so auch in der Natur. Zur Paarbildung setzt man dann Vögel aus verschiedenen Gruppen zusammen.
Wenn man die Vögel vorher in einem großen Schwarm Jungvögel gehalten hat, kann es vorkommen, das der überzählige Vogel nicht verjagt wird, und es nicht zu einer eindeutigen Paarbildung kommt. Ich neige deshalb zu der Meinung, das man mindestens zwei Gruppen bildet und aus erzieherischen Gründen diese auch mit Altvögeln mischt. Wenn man nicht so viele Vögel hat, klappt es aber auch in der kleinen Variante.
Zur Paarbildung hat sich bei mir ein System mit 3 Vögeln bewährt, also 2 Männchen und ein Weibchen, oder umgekehrt. Die Vögel werden dann Brutreizen ausgesetzt. Die Brutreize der Reihenfolge nach: 1. Nest 2. trockenes Eifutter 3. Nistmaterial 4. Eifutter/ Keimfutter Mischung. Beim Einsetzen in die Zuchtvoliere muss erst einer der Reize vorhanden sein, entweder das leere Nest oder das trockene Eifutter. Die Vögel werden dann gemächlich in Brutstimmung kommen. Bereits am zweiten Tag könnte es die Bildung eines Pärchens geben. Am zweiten Tag sollte man auch den zweiten Brutreiz hinzufügen. Wenn die Paarbildung eindeutig ist, sollte man sofort den dritten Vogel herausnehmen, da dieser im Regelfall verjagt wird.
Nach der Paarbildung kann man dann sofort auf das volle Programm umsteigen, also Nistmaterial und die Eifutter/ Keimfutter Mischung. Unmittelbar beim oder nach dem Nestbau findet nämlich auch die Befruchtung der Eier statt, und je stärker der Brutreiz, desto besser die Befruchtung. Die reichliche Versorgung mit gutem Grit, einem Kalkstein und Grünfutter ist während der gesamten Brutzeit selbstverständlich.
Ringelastrilde dürfen wie bereits oben erwähnt aber auf keinen Fall zu viel Würmer oder anderes tierisches Futter bekommen. Dann kann es passieren, dass der Brutreiz außer Kontrolle gerät.
Ganz wichtig zu wissen ist, das Ringelastrilde den Nestbau erst erlernen müssen. Erstbrüter können mit Nistmaterial und Kasten meist nicht viel anfangen. Entweder sie haben es sich schon vorher in der Schwarmhaltung abgeschaut oder man muss ihnen ein Nest vorformen. Daran bauen sie dann weiter. Das scheint dann ein angeborenes Verhalten zu sein. Manche Vögel polstern ihr Nest aus, manche nicht.
Ringelastrilde sind super Flieger, sie brauchen daher eine Voliere, keinen Käfig. Wenn sie zu wenig Möglichkeiten zur Bewegung haben, kann es zu Aggressionen kommen. Insbesondere Männchen produzieren sich gern durch gewagte Flugmanöver. Das spektakulärste von mir beobachtete war ein dreifacher Looping rund um die Sitzstange.
Übrigens picken Ringelastrilde ihr Futter gern vom Boden. Eine Voliere kann man mit Zeitung auslegen, dann schüttet man die Reste des Eifutter/ Keimfutter Gemisch einfach auf den Boden. Ein Verunreinigung am Boden scheint kein Problem zu sein.
Nach der Paarbildung und dem Besetzen eines Nestes sind die Ringelastrilde etwas aggressiv, das legt sich aber wieder. Insbesondere wenn sie sehen, das alle Ressourcen mehrfach vorhanden sind, gibt es wenig Streit mit anderen Arten. Besser man hält sie trotzdem allein, das gilt grundsätzlich für eine erfolgreiche Zucht. Ruhe und Ungestörtheit sind sehr wichtig. Wenn noch andere Ringelastrilde oder Jungvögel mit in der Voliere sind, möchten diese in der Nacht mit in das Nest. Das führt im Normalfall zum Absterben der Eier.
Ringelastrilde spielen und baden gerne.
In Volieren mit stärkerem Besatz kann man viele kleine Sitzstangen in das Gitter hängen, die Vögel können sich dann gut aus dem Weg gehen. In Bodennähe sollte es einige kurze Sitzstangen zum Ausruhen und zum Anfliegen des Bodens geben.
Die Voliere sollte frei von Zug sein und ruhig. Im Sommer kann man sie in die Freivoliere lassen, sie sind aber insgesamt sehr kälteempfindlich.
Das Licht ist optimalerweise eine elektronisch geregelte Tageslicht-Leuchtstofflampe mit UV Anteil. Es ist wichtig das die Lampe flickerfrei ist, auch flimmerfrei genannt (Bei amazon.de: androv Lampen ab 15 Euro). Dann können die Vögel gut sehen. Durch Anbringung einer entsprechenden Sitzstange nutzen die Vögel das starke Licht auch gern, um sich darin zu sonnen. Das Licht sollte einen Bereich stark bestrahlen, während ein anderer nicht so stark beschienen ist. Für große Volieren lohnt sich eine Gasdampflampe.
Ringels sind nette, liebe Vögel und für die Haltung in einer Voliere in der Wohnung bestens geeignet. Die Zucht ist nicht trivial wie beim Zebrafinken aber auch nicht sehr schwer.